Eine Tagesfahrt der Regionalgruppe Osnabrück / Vechta
Unser Regionaltag der Gruppe Osnabrück / Vechta des KBSWN am 21.06.2025 in Vechta
Insgesamt 22 Personen des KBSWN reisten mit dem Bus oder privat nach Vechta an.
Gegen 11.00 Uhr trafen wir uns im Restaurant "Liebhaber" in dem es gegen 12.00 Uhr ein reichhaltiges, schmackhaftes Mittagessen gab. Um 13.00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Klosterkirche.
Die Führung in der Klosterkirche wurde von der Gästeführerin Frau Elisabeth Thölke übernommen. Man konnte Frau Thölke eine Stunde lang voller Begeisterung zuhören, denn diese Kirche hat ihre eigene Geschichte.
Im Jahre 1642 gründeten Franziskaner aus Rheine in Vechta ein Kloster. Vechta hatte 500 Einwohner und war zu diesem Zeitpunkt religiös, wirtschaftlich und sittlich an einem Tiefpunkt. Vechta war 70 Jahre protestantisch.
Den Franziskanern gelang es durch ihren großartigen Einsatz die Rekatholisierung voranzubringen und so konnten sie nach 80 Jahren diese dritte größere Kirche bauen. In den Jahren 1727 - 1731 wurde die heutige Klosterkirche errichtet, anschließend der Konvent.
Durch den Reichsdeputationshauptschluß im Jahr 1803 gingen Kloster und Kirche in den Besitz des Herzogs Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg über.
1811 bekamen die Mönche zur Auflage, keine Novizen mehr aufzunehmen. Über 170 Jahre konnten die Mönche des Franziskanerordens segensreich in Vechta wirken, bis ein kaiserliches Dekret (Napoleon) am 11. November 1811 veranlasste, dass die Mönche das Kloster verlassen mussten. Im Jahr 1813 wurden Kloster und Kirche aufgelöst. Viele Einrichtungsgegenstände wurden an andere Kirchen in der Umgebung verteilt.
Der Herzog aus Oldenburg ließ das Kloster zu einer Strafanstalt umbauen. Frau Thölke erzählte uns, daß der Chorraum von der Kirche abgetrennt und zu Arbeitsräumen für die Gefangenen umgebaut wurde. Vor der eingebauten Trennwand stand rechts ein "katholischer Altar", links ein "evangelischer Altar" und in der Mitte die Kanzel.
Im Jahr 1818 wurde sie offiziell als Simultankirche für öffentliche evangelische und katholische Gottesdienste eingerichtet. Es gab zwei Altäre, zwei Sakristeien und zwei Aufgänge zur Kanzel.
1956/57 wurde die unter Denkmalschutz stehende Klosterkirche renoviert. Die Trennwand zum Chorraum wurde entfernt und der ursprüngliche Kirchenraum wieder hergestellt. Seitdem gibt es nur noch einen Altar, der für beide Gottesdienste genutzt wird.
Am 4. Adventssonntag 1957 wurde am Vormittag der erste katholische Gottesdienst und am Nachmittag der evangelische Gottesdienst in der Klosterkirche gefeiert. Die Kanzel ist eine Arbeit aus dem Frühbarock, um 1630. Sie zeigt die vier Evangelisten.
Als Frau Thölke mit ihren Ausführungen fertig war, hat sie eine unserer Blinden gefragt, ob sie die Kanzel berühren durfte. Als sie die Hörner erfühlt hatte, strahlte sie. Sie hatte den Evangelisten Lukas entdeckt.
Wir sind dankbar, dass wir über die Geschichte der Klosterkirche viel erfahren konnten. Heute gibt es darin eigene Gottesdienste auch für die inhaftierten Frauen.
Nach der Führung in der Klosterkirche wurde die Gruppe geteilt. Ein Teil ging in die Eisdiele, der andere Teil (ohne Rollator und fußfest) ging mit Ausweiskontrolle durch viele verschlossene Türen in den Totenkeller. Die Schlüsselgewalt hatte Frau Elsbeth Möhlmann-Burgstaler, die immer auf- und zuschließen mußte und Frau Thölke begleitete.
Der Boden ist uneben, der Putz bröckelt. Oben Rundbögen, "ein Kreuz-Grat-Gewölbe", darunter Rohre und Kabel. Rechts und links "zugemauerte Backofengräber". Das also sind sie, die Katakomben von Vechta!
120 bis 150 Mönche sind hier bestattet worden, ihre Namen stehen in einem Totenbuch. Die Mönche wurden nach der Trauerfeier in ihren Habit gehüllt. Die Ordenstracht wurde mit Nägeln auf einem Brett befestigt und dann ins Grab geschoben.
Anschließend ging es für uns in das Museum, in dem 200 Jahre und mehr Vechtaer Gefängnis-Geschichte dokumentiert werden.
Nach der Führung gab es Kaffee und Kuchen im gleichen Restaurant wie am Vormittag. Nach einem informativen Nachmittag haben wir uns zum Gottesdienst im Antonuishaus in Vechta getroffen. Unser Blindenseelsorger Günter Mleziva aus Lastrup hat mit uns als Tagesabschluß die heilige Messe gefeiert.
Hildegard Stukenborg